Frühwerke und Literatur

 

Joachim Krebs beim lehren, seine Arme sind erhoben, im Hintergrund eine vollgeschriebene Tafel.

Komponistenseminar von Joachim Krebs
anlässlich der Darmstädter Ferienkurse 1984

Joachim Krebs wurde 1984 vom Internationalen Musikinstitut Darmstadt eingeladen, um bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik, bekannt als Darmstädter Ferienkurse, die Ästhetik seiner Kompositionsweise vorzustellen. Man sieht, dass Joachim Krebs im Hintergrund auf einer Tafel wichtige Initialwörter in Form einer sogenannten KonsistenzplanKarte (Vernetzung der einzelnen Themen in einer nichthierarchischen Form) notiert hat. Unter diesen für ihn wichtigen Wörtern finden sich (wiederum) die Begriffe „Rhizom“, „Leben als Experiment“, „Rausch“, „Trauerarbeit“ und „Schrei“.

Badische Landesbibliothek, K 3353

 
Manuskript von Joachim Krebs auf liniertem Papier mit roten Kugelschreiber.

Komposition Erklärung einiger Dinge, 1974
Manuskript Joachim Krebs

Dem Werk Erklärung einiger Dinge (1974) liegt der Text des Dichters und Nobelpreisträgers Pablo Neruda zugrunde. Es steht stellvertretend für Frühwerke des Komponisten, die gesellschaftskritische Texte einbeziehen. Das Skizzenblatt zeigt die Anmerkungen zum Zeitverlauf und den elektronischen Klängen, die Joachim Krebs der Komposition zugrunde legte.

Badische Landesbibliothek, K 3353, A 35

 
Preset-Schema mit Eintragungen von Joachim Krebs

Produktionsnotiz zu Erklärung einiger Dinge
Preset-Schema mit Eintragungen von Joachim Krebs

Da man für das Instrument Minimoog keine Klangeinstellungen abspeichern konnte, musste Joachim Krebs jeden Klang, den er für seine Kompositionen verwenden wollte, auf einem sog. Preset-Schema notieren. Während der Live-Einspielung des elektronischen Teils musste Joachim Krebs die Einstellungen am Minimoog live vornehmen. Unten links sieht man beispielsweise Angaben zur Bedienung des Modulationsrades, mit dem der Anteil eines bestimmten Frequenzspektrums des jeweiligen Klanges durch Regulierung des Rades verändert werden konnte.

Badische Landesbibliothek, K 3353, A 35

 
Foto des Synthesizers Minimoog

Foto des Synthesizers Minimoog (undatiert)
Produktionsmittel von Joachim Krebs

Der Minimoog war ein von Joachim Krebs intensiv genutztes Instrument für die Produktion von elektroakustischen Werken und für die Live-Improvisation. Krebs war immer daran interessiert, die neuesten Instrumentarien für seine künstlerische Arbeit zu nutzen, deshalb erwarb er diesen Synthesizer bereits im Jahr 1973, als dieser erstmals auf dem deutschen Markt erhältlich war. Der Minimoog war der erste tragbare Kompaktsynthesizer mit integrierter Tastatur und wurde in den Jahren 1970–1981 von der Firma Moog produziert. Das Instrument erlaubte vor allem ein intuitives Spiel. Krebs verwendete den Minimoog für den elektronischen Teil des Werks Erklärung einiger Dinge.

Badische Landesbibliothek, K 3353, A 35

 
Notizheft, DIN A5 mit Eintragungen von Joachim Krebs

Notizheft, DIN A5 (ca. 1975/76)
mit Eintragungen von Joachim Krebs

In seinem Notizheft listete Joachim Krebs die von ihm gelesenen literarischen Werke bis zum Jahr 1976 auf. Während anfangs eine bloße Aufzählung der Bücher erfolgt, wird die Literaturliste ab November 1975 detaillierter. Die einzelnen Werke werden explizit Monaten zugeordnet. Zusätzlich zu den Titel- und Autorenangaben ergänzen hier die Verlagsnamen und Verlagsorte die Literaturnachweise.

Badische Landesbibliothek, K 3353

 
Buchcover von Gilles Deleute und Félix Guattaris "Rhizom"

Rhizom
von Gilles Deleuze und Félix Guattari
Dt. Ausgabe (1977) mit Markierungen von Joachim Krebs

Philosophisch inspirierten Joachim Krebs seit Beginn der 1980er-Jahre die Schriften von Deleuze und Félix Guattari zur Rhizom-Philosophie. Auf dieser geistigen Grundlage entwickelte Krebs eine Theorie und Praxis für seine künstlerische Arbeit. Das Werk wurde 1977 in deutscher Sprache im Merve-Verlag veröffentlicht. Im vorliegenden Buch Rhizom sind zahlreiche Unterstreichungen und Markierungen von Joachim Krebs zu finden. In der Minimal Music erkannte Krebs ein adäquates Musikgenre zu wesentlichen Aspekten der Rhizom-Philosophie, was ihn zu seiner Werkreihe Rhizom I–III (1981–1983) inspirierte.

Badische Landesbibliothek, K 3353

 
Tausend Plateaus von Gilles Deleuze und Félix Guattari

Tausend Plateaus
von Gilles Deleuze und Félix Guattari mit Eintragungen
Deutsche Erstausgabe, Merve Verlag, Berlin 1992

1980 in Paris erschienen und von denselben Autoren wie Rhizom geschrieben, gilt auch das vorliegende Werk, in dem ebenfalls zahlreiche Eintragungen und Markierungen von Joachim Krebs zu finden sind, als grundlegende Literatur zur Entwicklung seiner individuellen Ästhetik. Die Anlage der Titelseite stellt eine Wort-‚Cloud‘ dar und versammelt Schlagworte des Werkinhalts. Einige Begriffe lassen nicht nur eine Verbindung zur Rhizom-Werkreihe herstellen, sondern verweisen auch auf weitere Werke des Komponisten (Milieus, Raum, Fluchtlinien).

Badische Landesbibliothek, K 3353

 
Werbung für Konrad Bayers Gedichtband "Das Gesamtwerk".

Das Gesamtwerk (1982)
Gedichtband von Konrad Bayer mit Notizzetteln von Joachim Krebs

Konrad Bayer (1932–1964) war ein österreichischer Dichter. In seinen literarischen Werken lotete er die Grenzen sowohl der Sprache als auch der literarischen Gattungen aus. Das Künstlerpaar Sabine Schäfer / Joachim Krebs wählte für seine SWR 2-Produktion ProsaPhon(ie) aus dem Jahr 2002 drei Wortverschränkungstexte aus, um eine musikalische „Lösung“ für die in einem Buch nicht darstellbaren fortlaufenden Textlinien Konrad Bayers in Form von Sprachklanglinien zu finden.

Badische Landesbibliothek, K 3353

 

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