Kriegsende 1945 – Deutschland und der Umgang mit der Vergangenheit
Im Jahr 2025 jährte sich mit der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa zum 80. Mal. Die Chiffre „1945“ war in der Geschichte der Bundesrepublik immer wieder Gegenstand kontroverser Debatten über die Vergangenheitsbewältigung, die Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur und den Umgang mit der deutschen Schuld – so zum Beispiel in der Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum 8. Mai 1985, bei der Debatte im so genannten Historikerstreit 1986/87 oder beim Bau des Denkmals für die ermordeten Juden in Berlin. Am 6. Mai 2025 fand zum Thema „Kriegsende 1945 – Deutschland und der Umgang mit der Vergangenheit“ eine Podiumsdiskussion an der Badischen Landesbibliothek statt, deren Aufzeichung hier angesehen werden kann.
Im Rahmen des Projekts „Gedenkanstoß“, das durch sechs deutsche Städte tourt und sich unter Berücksichtigung lokaler Bezüge mit der Erinnerungskultur auseinandersetzt, findet nun am Dienstag, 14. Oktober 2025, um 18.30 Uhr eine Talkrunde zum Thema „Tatort Schreibtisch – NS-Akten und ihre Spuren in der Gegenwart“ in der Badischen Landesbibliothek statt.
Die Badische Landesbibliothek präsentiert eine Auswahl wissenschaftlicher Literatur, relevanter Datenbanken und frei zugänglicher Quellen.

Anklagebank des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, November 1945, Quelle: United States Holocaust Memorial Museum, © Public Domain.
Literatur, Datenbanken und Informationsquellen
Die Badische Landesbibliothek präsentiert eine Auswahl wissenschaftlicher Literatur, relevanter Datenbanken und frei zugänglicher Quellen. Für Anregungen und Literaturvorschläge nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf:
Dr. Michael Fischer
T +49 721 175-2283
fischer@blb-karlsruhe.de
Überblicksdarstellungen zum Umgang mit der NS-Vergangenheit (Auswahl)
- Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945, hrsg. v. Torben Fischer, Matthias N. Lorenz, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Bielefeld : transcript, 2015
Das Lexikon zur „Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945“ ist seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 2008 ein unverzichtbares Nachschlagewerk. Die Herausgeber – Kulturwissenschaftler und Germanisten – ordnen die relevanten Diskurse in sechs historische Zeiträume und thematische Schwerpunkte. In der aktualisierten Neuauflage wurden zahlreiche Artikel überarbeitet und der Zeithorizont bis 2015 erweitert. - Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Ein Kompendium, hrsg. v. Magnus Brechtken, Göttingen : Wallstein Verlag, 2021
Dieses Überblickswerk beleuchtet den Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus, der die Geschichte der Bundesrepublik über sieben Jahrzehnten prägte. Bislang gab es keine zusammenfassende Analyse – diese Lücke schließt dieses Werk. Renommierte Fachleute wie Magnus Brechtken, Frank Bajohr und Christopher Browning bieten fundierte Einblicke und eine breite Übersicht zur aktuellen NS-Forschung. - Die Gegenwart der NS-Vergangenheit. Eine kommentierte Dokumentation zur Vergangenheitspolitik 1945–1990, hrsg. v. Michael Behnen, Göttingen : Universitätsverlag Göttingen, 2020
Diese Dokumentation und Quellensammlung beleuchtet entscheidende Politikfelder im Umgang mit dem „Erbe des NS-Regimes“ und bietet einen tiefgehenden Blick auf die Vergangenheitspolitik. Sie geht auf Themen wie Antisemitismus nach Auschwitz, die Urteile der Strafjustiz und die Entschädigung von Zwangsarbeitern ein. - Ulrike Jureit, Christian Schneider: Gefühlte Opfer. Illusionen der Vergangenheitsbewältigung, Stuttgart : Klett-Cotta, 2010
Aus der Verlagsankündigung: „Seit Jahrzehnten empfinden sich die Deutschen als gefühlte Opfer und vertrauen seit der Rede Richard von Weizsäckers 1985 dem Versprechen, Erinnerung führe zu „Erlösung“. Diese Erinnerungsmoral untersuchen Ulrike Jureit und Christian Schneider historisch, geistesgeschichtlich und psychoanalytisch. Ihr Fazit: Eine vollkommene „Vergangenheitsbewältigung“ bleibt eine Illusion.“ - Norbert Frei: Im Namen der Deutschen. Die Bundespräsidenten und die NS-Vergangenheit. 1949–1994, München : C. H. Beck, 2023
Im Amt spricht der Bundespräsident „im Namen der Deutschen“, auch wenn es um die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit geht. Norbert Frei zeigt, wie die Bundespräsidenten von Heuss bis Weizsäcker die NS-Vergangenheit in ihren Reden behandelten und analysiert, wie diese Reden den Diskurs über Nationalsozialismus und Holocaust prägten.
Bücher und E-Books
Hier finden Sie ausgewählte Titel im Katalog plus der Badischen Landesbibliothek, sortiert nach den unten genannten Themenbereichen:
- Umgang mit der NS-Vergangenheit
- Historikerstreit
- Denkmal für die ermordeten Juden Europas
- Erinnerungskultur in Deutschland
Vermissen Sie eine Veröffentlichung? Gerne können Sie uns einen Anschaffungsvorschlag zusenden.
Fachdatenbanken und -portale
- In der Datenbank WISO kann die deutsche überregionale und regionale Presseberichterstattung recherchiert werden, im FAZ-Bibliotheksportal finden Sie die Berichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und im SZ LibraryNet die der Süddeutschen Zeitung.
- In der Fachdatenbank Docupedia-Zeitgeschichte finden Sie Artikel zu Begriffen, Methoden und Debatten der zeithistorischen Forschung. Dabei bezieht Docupedia-Zeitgeschichte auch theoretische Ansätze aus benachbarten Disziplinen mit ein.
- Die multimediale Plattform Zeitzeugenportal mit Zeitzeugeninterviews aus mehr als 100 Jahren deutscher Geschichte ging aus dem Bestand des Vereins „Gedächtnis der Nation“ und dessen gleichnamiger Online-Plattform hervor. Ursprünglich von Steven Spielbergs Visual History Archive inspiriert, enthält das Zeitzeugenportal ca. 1000 Interviews zur deutschen Geschichte.
- Umgang mit der NS-Vergangenheit: Kontinuitäten, Brüche, Neuanfang prägten den Umgang mit dem Nationalsozialismus in den beiden deutschen Innenministerien 1949–1970. 1949 gründeten sich zwei deutsche Staaten, die sich auf unterschiedliche Weise von der nationalsozialistischen Diktatur abzugrenzen versuchten. Die Bundesrepublik und die DDR mussten jedoch auch mit den Lasten der Vergangenheit, den Verbrechen des NS-Regimes und den Folgen des Krieges umgehen.
- Das Portal Zeitgeschichte online informiert über neue Forschungstrends und aktuelle Debatten des Faches Zeitgeschichte und versucht, gesellschaftliche Diskussionen und Problemlagen aufzugreifen und leistet einen Beitrag zu deren historischer Kontextualisierung.
Weitere Fachinformationen
- Hier finden Sie eine Youtube-Liste mit ausgewählten Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Veranstaltungen zu den Themen „Erinnerungskultur“ und „Vergangenheitsbewältigung“.
- Hier finden Sie den archivalischen Rechercheratgeber Ende des Zweiten Weltkriegs in Baden, Württemberg und Hohenzollern des Generallandesarchivs