Direktoren der BLB seit 1769

Mit Friedrich Valentin Molter, dem Sohn des Karlsruher Hofkapellmeisters Johann Melchior Molter, übernahm erstmals ein hauptberuflicher Hofbibliothekar die Betreuung der markgräflichen Büchersammlung. Seine Person steht somit am Beginn der langen Reihe von Karlsruher Bibliotheksdirektoren.

1769–1808: Friedrich Valentin Molter

Friedrich Valentin Molter (1722–1808) war seit 1769 Mitdirektor und wurde 1772 alleiniger Leiter markgräflichen Hofbibliothek. In seine Amtszeit fiel die Überführung der Hofbibliotheksbestände aus Baden-Baden nach Karlsruhe im Jahr 1772 und die Übernahme des säkularisierten klösterlichen Buchbesitzes aus insgesamt 30 Bibliotheken in den Jahren ab 1803. Er publizierte erstmals zu den Handschriften der Bibliothek. Hauptsächlich war er als Schriftsteller tätig, insbesondere als Übersetzer aus dem Italienischen und Französischen. Molter bemühte sich, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg, das bereits seit 1771 geltende Pflichtexemplarrecht in Baden durchzusetzen, und erreichte, dass 1807 eine erste Pflichtexemplarverordnung für das territorial stark vergrößerte Großherzogtums Baden erlassen wurde, die jeden inländischen Verleger verpflichtete, drei Exemplare jeder Publikation unentgeltlich an die Hofbibliothek in Karlsruhe sowie an die Universitätsbibliotheken in Freiburg und Heidelberg abzuliefern. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1808–1817: Johann Wilhelm Hemeling

Nach Molters Tod leitete Johann Wilhelm Hemeling (1759–1817) die Hofbibliothek. Er war seit 1784 Lehrer am Taubstummeninstitut in Karlsruhe, danach Lehrer am Karlsruher Gymnasium und schon seit 1792 an der Bibliothek tätig. Seine Dienstzeit war ganz von den Folgen der Übernahme des säkularisierten Klosterbesitzes geprägt. Unterlagen aus seinem Nachlass befinden sich im Generallandesarchiv Karlsruhe (Signatur 206 Nr. 1268). Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1817–1842: Friedrich Molter

1817 wurde Friedrich Molter (1775–1842), ein Sohn Friedrich Valentin Molters, zum Hofbibliothekar berufen. Er war bereits seit 1801 an der Bibliothek tätig. Er beschrieb die Hofbibliothek und schätzte ihren Umfang 1837 auf 70.000 Drucke und 1.000 Handschriften. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1843–1872: Johann Christoph Döll

Fast 30 Jahre leitete Johann Christoph Döll (1808–1885) die Hofbibliothek. Er war ein typischer Gelehrtenbibliothekar. Zuvor als Lehrer tätig, hatte er Schulbücher für den Latein- und Englischunterricht verfasst. Als ausgewiesener Botaniker befasste er sich über Jahrzehnte hinweg wissenschaftlich mit der Flora Baden und publizierte dazu. Als mit dem Pressegesetz 1868 die bis dahin geltende Pflichtexemplarregelung entfiel, büßte die Hofbibliothek ihre Rolle als Archiv für die badische Buchproduktion für die nächsten Jahrzehnte ein. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1872–1904: Wilhelm Brambach

Eine neue Zeit brach mit der Berufung des Altphilologen Wilhelm Brambach (1841–1932) an. Er war zuvor an den Universitätsbibliotheken Bonn und Freiburg tätig gewesen. Als ausgewiesener Bibliotheksfachmann organisierte er 1873 den Umzug der 1872 verstaatlichten Bibliothek aus dem Karlsruher Schloss in das Sammlungsgebäude am Friedrichsplatz und sorgte für eine umfassende Modernisierung der Verwaltung.  Mit der Veröffentlichung gedruckter Bibliothekskataloge und regelmäßiger Neuzugangsverzeichnisse bemühte er sich erfolgreich, auch nicht in der Residenzstadt wohnende Benutzerinnen und Benutzer für die Großherzogliche Hof- und Landesbibliothek zu gewinnen. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1904–1916: Alfred Theophil Holder

Nach Brambachs Ausscheiden wurde die Bibliotheksverwaltung geteilt. Die Leitung der Handschriftenabteilung wurde Alfred Theophil Holder (1840–1916) übertragen, der schon seit 1867 im Hause tätig war. 1911 wurde er zum Direktor der Großherzoglichen Hof- und Landesbibliothek ernannt. Holders Schwerpunkt lag eher auf den wissenschaftlichen als auf den administrativen Aufgaben. Er hat sich als Philologe und Paläograph vor allem um die Erforschung, Verzeichnung und Edition der Handschriften verdient gemacht. Seit 1906 nahm die Badische Landesbibliothek unter seiner Leitung am überregionalen Leihverkehr teil. Die BLB verwahrt auch den schriftlichen Nachlass Holders. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1916–1932: Theodor Längin

Theodor Längin (1867–1947), der neben Alfred Theophil Holder seit 1904 die Druckschriftenabteilung geführt hatte, wurde 1916 zum Leiter der Großherzoglichen Hof- und Landesbibliothek ernannt; die Handschriftenabteilung wurde Karl Preisendanz (1883–1968) übertragen. In Längins Amtszeit endete die Monarchie; die Hofbibliothek verlor ihr herrschaftliches Attribut und wurde in Badische Landesbibliothek umbenannt. Längin arbeitete sehr serviceorientiert; 1920 führte er einen damals hochmodernen Schlagwortkatalog ein, ab 1927 bot er dem Publikum einen noch moderneren alphabetischen Zettelkatalog mit Titelkarten im internationalen Format. Erfolgreich bemühte er sich um die Einwerbung von Privatsammlungen. Daneben baute er einen beachtlichen Bestand an modernen Handschriften neu auf, indem er Manuskripte von zeitgenössischen badischen Schriftstellern erwarb. 1931 verteidigte er erfolgreich die Selbstständigkeit der Badischen Landesbibliothek gegen Fusionspläne. Die BLB verwahrt den schriftlichen Nachlass Längins. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1932–1933: Ferdinand Rieser

Nur kurze Zeit – von Dezember 1932 bis April 1933 – konnte Ferdinand Rieser (1874–1944), seit 1898 am Haus tätig, die Bibliothek leiten, dann wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft von Gauleiter Robert Wagner beurlaubt und im September 1933 zwangspensioniert. Ab 1938 durfte er als Jude keine Bibliotheken und Archive mehr nutzen, erhielt aber illegal noch Zutritt zur Badischen Landesbibliothek. 1940 mit 6.000 anderen Juden im Rahmen der „Wagner-Bürckel-Aktion“ nach Gurs (Südfrankreich) deportiert, starb er 1944 im Lager Masseube. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1934–1935: Karl Preisendanz

Kurzfristig übernahm der schon seit 1916 an der BLB tätige Karl Preisendanz (1883–1968) die Bibliotheksleitung. Bis dahin hatte er sich als Handschriftenbibliothekar des Hauses hauptsächlich mit der Erschließung und Verzeichnung der Reichenauer Handschriften befasst. Schon 1935 wechselte er als Direktor an die Universitätsbibliothek Heidelberg. Mit der Berufung war eine Honorarprofessur für Papyrologie und Paläographie an der Heidelberger Universität verbunden, für die sich Preisendanz schon in Karlsruhe hervorragend qualifiziert hatte. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1936–1955: Friedrich Lautenschlager

In umgekehrter Richtung wechselte im Jahr darauf Friedrich Lautenschlager (1890–1955) von Heidelberg nach Karlsruhe. Sein Name ist mit der Bibliographie der badischen Geschichte verbunden, für die er bereits seit 1915 tätig war. Am Anfang seiner Dienstzeit stand 1936 der Erlass eines ordentlichen Pflichtexemplargesetzes für Baden, das über gedruckte und auf andere Weise vervielfältigte Schriften hinaus auch Karten, Bild- und Tonwerke abgabepflichtig machte und bis 1964 Geltung behielt. In den Folgejahren war die Badische Landesbibliothek, wie andere Kulturgut verwahrende Institutionen auch, Nutznießerin der Enteignung von aus rassischen und politischen Gründen verfolgten Personen und Körperschaften. In Lautenschlagers Amtszeit fiel aber auch die Zerstörung der Badischen Landesbibliothek im September 1942. Seither hatte er immer neue Provisorien für die Bibliotheksverwaltung und den Wiederaufbau des Bestandes für eine Institution ohne eigene Räumlichkeiten zu organisieren. 1945 wurde er von der amerikanischen Militärregierung des Amtes enthoben, 1948 aber wieder eingesetzt. Bei seinem Ausscheiden 1955 hatte der Bestand wieder die Hälfte seines Vorkriegsumfangs erreicht. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1955–1974: Franz Anselm Schmitt

Franz Anselm Schmitt (1908–1978) war 1950 unmittelbar nach dem Bibliotheksreferendariat an die Badische Landesbibliothek gekommen. Er wurde 1955 zunächst provisorisch, ab 1957 endgültig Leiter der Badischen Landesbibliothek. In seiner Amtszeit vermehrte er den Bestand auf über 500.000 Bände; möglich wurde dies aufgrund deutlicher Etaterhöhungen. Um den Verlust des kostbaren historischen Buchbestands zu kompensieren und der BLB auch als Bibliotheca illustris wieder einen Rang zu verschaffen, legte er eine Buchkunstsammlung und eine Einbandsammlung mit Meistereinbänden europäischer Provenienz aus dem 16. bis 19. Jahrhundert an. Schmitt bemühte sich auch um eine weitere Profilierung der BLB durch Vermehrung der Sammlung moderner Handschriften und Autographen; er akquirierte die Nachlässe von Alfred Mombert, Leopold Ziegler, Emil Strauß, Alexander von Bernus, Albert Haueisen und Max Laeuger, 1960 holte er das Reinhold-Schneider-Archiv in die Badische Landesbibliothek, 1969 erwarb er auf einer Auktion den Teilnachlass von Joseph Freiherr von Laßberg. 1964 konnte Schmitt den neu errichteten Bibliotheksbau im Nymphengarten eröffnen. Im selben Jahr regelte das Landespressegesetz die Pflichtabgabe für Verleger in Baden-Württemberg neu und erstmal einheitlich für beide Landesteile. Vier Jahre später fand in Schmitts Amtszeit zum ersten und bislang einzigen Mal ein Deutscher Bibliothekartag in Karlsruhe statt. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1974–1979: Elmar Mittler

Nur wenige Jahre blieb Elmar Mittler (geb. 1940) Direktor der Bibliothek. Er kam von der Universitätsbibliothek Freiburg nach Karlsruhe. Ein rapides Wachstum der Benutzung und der aufgrund des Pflichtexemplargesetzes von 1976 signifikant vermehrte jährliche Bestandszuwachs führten zu drängender räumlicher Enge in allen Bereichen der Badischen Landesbibliothek. Mittler sorgte für deutlich verbesserte Nutzungsmöglichkeiten und setzte den Neubau der Badischen Landesbibliothek in der Erbprinzenstraße durch. Von 1979 an war er Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg, von 1990 bis 2006 Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Von 1985 bis 2013 lehrte er als Honorarprofessor am Institut für Buchwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 2003 ist er Professor für Buch- und Bibliothekswissenschaften an der Universität Göttingen. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

1979–1993: Gerhard Römer

Gerhard Römer (1928–2015) wechselte 1979 von der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart nach Karlsruhe. Er war dort zuletzt als Leiter der baden-württembergischen Bibliotheksschule tätig gewesen. Ein Hauptaugenmerk Römers an der Badischen Landesbibliothek lag auf den musealen Aufgaben, er weitete die Veranstaltungs- und Ausstellungsaktivitäten des Hauses beträchtlich aus und profilierte die BLB überregional als Kulturinstitution. 1982 überschritt der Bestand die Millionengrenze. In Römers Amtszeit erhielt die Badische Landesbibliothek zum zweiten Mal nach 1945 einen kompletten Neubau im Stadtzentrum. Er konnte ab 1987 bezogen werden. In Römers Dienstjahre fiel auch die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung an der Badischen Landesbibliothek. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

1994–2008: Peter Michael Ehrle

In den 14 Jahren, in denen Peter Michael Ehrle (geb. 1945) die Bibliothek leitete, vermehrten wertvolle Drucke und Handschriften den Bibliotheksbestand. Aus der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen kamen 1994 mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln, 1999 die Musikaliensammlung nach Karlsruhe. 1995 wurde die Schlossbibliothek Baden-Baden mit rund 30.000 Bänden und ihrer Musikaliensammlung für die Badische Landesbibliothek erworben. 2001 krönte die Erwerbung der Handschrift C des Nibelungenliedes diesen bedeutenden Zuwachs. Die letzten zwei Jahre von Ehrles Direktorat waren stark beeinträchtigt durch den Handschriftenstreit, in dem er sich vehement und schließlich erfolgreich für den Verbleib der in Frage stehenden Handschriften in der Badischen Landesbibliothek einsetzte. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

 

seit 2009: Julia Freifrau Hiller von Gaertringen

Seit 2009 ist Julia Freifrau Hiller von Gaertringen (geb. 1963) Direktorin der Badischen Landesbibliothek. Seither konnte die Badische Landesbibliothek ihre Digitalen Sammlungen weit voranbringen. Die Bibliothek hat ab 2010 den Bereich der Teaching Library ausgebaut und professionalisiert und mit dem Wissenstor seit 2012 ihre Bedeutung als Lernort mitten in Karlsruhe gesteigert. Zu den Serviceverbesserungen für Sie als Nutzer gehört auch der forcierte Ausbau des Angebots an elektronischen Medien, die Einführung des Katalogs plus im Jahr 2015 und der Selbstverbuchung im Jahr 2017. Ende 2013 bezog die Bibliothek im Industriegebiet Grözingen ein Außenmagazin mit 2.750 qm Stellfläche. Die seit 2010 verfolgte Planung für die Sanierung des Haupthauses und den bedarfsgerechten Umbau des Foyers wird nur in kleinen Schritten umgesetzt. Dafür wurden aber zahlreiche Erschließungsaufgaben wie die Überführung sämtlicher Bestandsnachweise aus den früheren Zettelkatalogen in den Katalog plus oder die Erfassung unkatalogisierter Sammlungs- und Musikalienbestände erledigt. Seit 2010 beteiligt sich die Bibliothek alljährlich an der Karlsruher Museumsnacht im August. Die historischen Bestände konnten 2015 durch die Italien-Sammlung Frank, 2016 durch ein mittelalterliches Beutelbuch aus badischer Provenienz und 2017 durch ein Brevier aus dem Kloster Herrenalb ergänzt werden. 2018 wurde der Donaueschinger Wigalois als kostspielige Handschrift fast vollständig mit Drittmitteln erworben.

 

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