„Caro maestro!“

Laufzeit: 20. Juli 2011 – 15. Oktober 2011

Ausstellung zum 200. Geburtstag des Kapellmeisters und Komponisten Vinzenz Lachner

Zu sehen ist ein Kollage aus Architekturen, Noten und einem Portrait Vinzenz Lachners. Ergänzt werden die Bildmotive durch Textinformationen zur Ausstellung.

Die Jubiläumsausstellung „Caro maestro!“ der Badischen Landesbibliothek ist eine Hommage an einen heute weitgehend vergessenen, allenfalls noch zu Unrecht als Wagnerfeind in Erinnerung gebliebenen Künstler, der zu Lebzeiten zu den führenden Männerchorkomponisten in Deutschland gehörte und dessen Chorwerke und klavierbegleiteten Sololieder im zeitgenössischen Repertoire des 19. Jahrhunderts weit verbreitet waren: Vinzenz Lachner (1811 – 1893).

Überregionale Anerkennung erfuhr „der Meister mit dem Zauberstab“ – so das schwärmerische Urteil der Zeitgenossen – als gern gesehener und gefeierter Festdirigent großer Musik- und Sängerfeste. In seiner 37-jährigen Kapellmeistertätigkeit am Mannheimer Nationaltheater erwarb sich Lachner große Verdienste um das dortige Musikleben, in dem er sich verantwortungsbewusst und aufgeschlossen mit den musikalischen Strömungen seiner Zeit auseinandersetzte.

Lachner gehörte zu der Generation der Kapellmeister, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hatten. Er beherrschte die wichtigsten Orchesterinstrumente, spielte ausgezeichnet Klavier und hatte darüber hinaus in Wien, während der Kapellmeisterzeit am Kärntnertor-Theater, Gesangsunterricht genommen.

Getreu seiner Devise pflegte er in seiner Eigenschaft als musikalischer Leiter eines traditionsreichen Hauses das Alte und prüfte alles Neue, wobei die Beschäftigung mit den Musikdramen Richard Wagners von geradezu existenzieller Bedeutung für ihn sein sollte. Die Kontroverse mit dem Bayreuther Meister und dessen Anhängern prägten Lachners letzte Kapellmeisterjahre in Mannheim.

Zum Aufgabenbereich eines musikalischen Leiters gehörte selbstverständlich auch die Ausbildung junger Talente. Lachner nahm sich der ihm anvertrauten jungen Musiker mit größter Gewissenhaftigkeit an. Zu seinem Schülerkreis gehörten u.a. Julie Schumann, Jean Becker, Max Bruch, Robert Kahn, Ferdinand Langer und Hermann Levi. Berühmte Zeitgenossen, wie etwa Clara Schumann und Johannes Brahms, schätzten ihn darüber hinaus als brillanten Analytiker und umfassend gebildeten Musiker. 

Die wichtigsten Stationen dieser bewegten und bewegenden Künstlerbiographie mit Hilfe von überwiegend originalen Dokumenten darzustellen, ist das Anliegen dieser Ausstellung. Dazu werden nicht nur Raritäten des wertvollen Teilnachlasses des Musikers aus dem Bestand der Landesbibliothek größtenteils erstmals gezeigt, auch Leihgaben und Reproduktionen aus Baden-Baden, Frankfurt, Hamburg, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, München, Rain am Lech und Schwetzingen laden zu dieser musikalischen Zeitreise in das 19. Jahrhundert ein. Die großen Themen der Musikwelt fanden hier im Kleinen ihren Niederschlag. Somit darf die Ausstellung auch als ein beredtes Zeitdokument einer vergangenen musikalischen Epoche gelten.

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