Himmelserscheinungen und Sterndeutung

Die Deutung gerade von Himmelsphänomenen wurde zeitweise zu einem eigenen Berufszweig. Schon in der Antike hatte man in bestimmten Konstellationen und Ereignissen besondere Omen gesehen – etwa bei der Legende um die Heiligen drei Könige und den Stern, der zur Geburt Christi über Bethlehem gestanden haben soll. In der beginnenden Neuzeit nun begann mit der Verbesserung der mathematischen und astronomischen Methoden zur Berechnung der Bewegungen der Himmelskörper ein regelrechter Boom zu ihrer Deutung.

Prognostiken, welche die unmittelbare Zukunft „vorhersahen“, erschienen in großer Zahl. Kalender und Almanache, die konkrete praktische Hinweise für die kommende Zeit gaben, beriefen sich ebenfalls häufig auf die Interpretation von Himmelskörpern. Diese besonders zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstehende „Mode“ spiegelt sich in zahlreichen kleineren und größeren prognostischen Schriften wieder, die häufig gedruckt erschienen. Damit nutzten sie die sich neu etablierende Technik des Buchdrucks und ihre Möglichkeit einer weitreichenden medialen Verbreitung von Inhalten optimal aus. Erfolgreiche Autoren solcher Texte konnten von solchen Veröffentlichungen zeitweise sogar ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Johannes Lichtenberger
Prognosticatio

Köln: Quentel, 1526
Badische Landesbibliothek, 120 E 2910 R

Ein der ersten und einflussreichsten Prognostiken der Frühen Neuzeit verfasste der Pfälzer Johannes Lichtenberger (ca. 1426–ca. 1503). Er war zeitweise Astrologe im Umfeld des Hofes von Kaiser Friedrich III., lebte später jedoch wieder in seiner Heimat. Seine Prognosticatio erschien zuerst im Jahr 1488 und wurde noch bis weit ins 18. Jahrhundert immer wieder neu gedruckt. Lichtenberger machte darin Vorhersagen bis zum Jahr 1576; sein großer Erfolg lag nicht zuletzt darin begründet, dass er aufgrund astrologischer Berechnungen Voraussagen für die 1520er Jahre traf, die später als klare Ankündigung der Reformation und ihrer Akteure gesehen wurden und ihn somit glaubwürdig machten
 

Andreas Schoppe
Weissagung Etlicher falscher Calenderschreiber

1597
Badische Landesbibliothek, 120 E 2975 R

Dass die Vorhersagen der Prognostiker und Kalenderschreiber schon zu ihrer Zeit nicht immer ernst genommen wurden, belegen zahlreiche Widerlegungsschriften. Deren Motivation konnte allerdings nach heutigem Maßstab ebenso unwissenschaftlich sein wie das, wogegen sie sich richteten. So argumentierte neben anderen auch der Theologe Andreas Schoppius (1538–1614) in erster Linie damit, dass viele dieser prognostischen Vorhersagen christlicher Lehrmeinung oder biblischer Vorgabe widersprächen und daher Scharlatanerie seien. Im gezeigten Beispiel beruft er sich auf die Zusage Gottes an Noah nach der Sintflut, dass der Wechsel von Sommer und Winter nie aufhören solle. 

Joachim von Fiore
Vaticinia, sive Prophetiæ 

Venedig: Porrus, 1589
Badische Landesbibliothek, 121 E 1795 R

Nach byzantinischem Vorbild entstand im Mittelalter eine Serie von astronomisch untermauerten Prophezeiungen (lat. vaticinia), die sich zunächst auf Kaiser bezogen. Sie wurden im Laufe der Zeit umgedeutet auf Päpste und waren in den Formulierungen ausreichend obskur, um die konkrete Zuordnung zu den tatsächlichen Amtsträgern flexibel zu halten. Sie endeten entweder mit einem noch zu erwartenden idealisierten Papst oder mit einer den Weltuntergang begleitenden Antichrist-Figur auf dem Papstthron. Meist wurden den einzelnen Abschnitten Porträts oder andere Illustrationen zu den betreffenden Figuren beigegeben, so auch noch in relativ späten Drucken.
 

 

Nostradamus
Les prophéties

Lyon: Viret, 1697
Badische Landesbibliothek, 121 E 2692 R

Erst relativ spät in seinem Leben begann der Franzose Nostradamus, seine bis heute bekannten Prophezeiungen zu veröffentlichen. Auch er behauptete, diese astrologisch abgeleitet zu haben. Sein durchschlagender Erfolg beruht auf der vermeintlich enorm hohen Treffergenauigkeit. So soll er Ereignisse bis ins 20. Jahrhundert hinein richtig vorhergesagt haben. Allerdings sind seine Formulierungen so unscharf, dass sie rückblickend leicht auf verschiedene Ereignisse oder Personen hin gedeutet werden können. Für eine Vorhersage von noch nicht eingetretenen Ereignissen erweisen sie sich hingegen als schwierig. 

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