Literarische Orte – Wo geht's nach Liliput?

Thomas Morus: De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia
Frankfurt am Main, 1601
Diese Schilderung einer idealen Gesellschaft stammt von dem Engländer Thomas Morus (1478–1535) und wurde erstmals im Jahr 1516 veröffentlicht. Im Zentrum steht die fiktive Erzählung eines Seemannes, der lange Zeit beim Volk der Utopier gelebt hat. Morus beteiligte sich am philosophischen Diskurs seiner Zeit und beschrieb eine Gesellschaft, die sich an rationalen Grundsätzen von Gleichheit und dem Streben nach Bildung orientiert und in der kein Privateigentum existiert. Der Roman etablierte damit die literarische Gattung der Utopie und arbeitete ein fiktives Staatsmodell heraus.
Württembergische Landesbibliothek, Pol. Oct. 3575
zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek

Jonathan Swift: Des Capitains Lemuel Gulliver Reisen in unterschiedliche entfernte und unbekannte Länder
Hamburg, 1731
Gullivers Reisen ist ein satirischer Roman des irischen Schriftstellers Jonathan Swift (1667–1745), in dem dieser seine Verbitterung über zeitgenössische Missstände zum Ausdruck bringt. Geschildert werden die insgesamt vier Reisen des Schiffsarztes und späteren Kapitäns Lemuel Gulliver. Auf der Insel Liliput lernt er winzige Einwohner kennen, auf der Insel Brobdingnag lebt Gulliver unter Riesen. Jede seiner Reisen ist mit einer Karte bebildert, die topographische Bezüge zu einer real existierenden Insel aufweist wie z.B. zur Inselwelt des Indischen Ozeans oder zur Nordwestküste Nordamerikas.
Württembergische Landesbibliothek, Fr. D. oct. 1499-1/3

Weltkarte mit der Reiseroute von Robinson Crusoe
In: Daniel Defoe: La Vie Et Les Avantures Surprenantes De Robinson Crusoe
Leiden, 1754
Die Karte zeigt die angebliche Reiseroute des Schiffbrüchigen Robinson Crusoe aus dem 1719 erstmals erschienenen Roman Robinson Crusoe. Die Hauptfigur des Romans überlebte jahrelang auf einer einsamen Insel und stellte sich Abenteuern mit Kannibalen und Piraten. Er gestaltet die Insel zu einem lebenswerten Lebensraum in Anwendung seines Verstandes und Vertrauen in Gott und agierte damit als aufgeklärter Mensch.
Der englische Schriftsteller Daniel Defoe (1660–1731) nutzte für seinen Abenteuerroman den Erlebnisbericht des schottischen Seefahrers Alexander Selkirk, der von 1704 bis 1709 alleine auf einer Insel im Südatlantik lebte.
Landesbibliothek Oldenburg, SPR XIV 2 153: 1

Karte vom Land der Zufriedenheit
In: Philipp Balthasar-Sinold gen. von Schütz: Die glückseeligste Jnsul auf der gantzen Welt, oder Das Land der Zufriedenheit, Dessen Regierungs-Art/ Beschaffenheit/ Fruchtbarkeit/ Sitten derer Einwohner/ Religion/ Kirchen-Verfassung, und dergleichen
Frankfurt, 1728
Dieser erstmals im Jahr 1723 erschienene utopische Roman von Philipp Balthasar Sinold von Schütz (1657–1742) ist von der protestantischen Bewegung des Pietismus beeinflusst.
Das im Roman angeblich entdeckte und hier auf der Karte dargestellte Land der Zufriedenheit ist eine große Insel im nördlichen Pazifik, die außen von Felsen umgeben, im Inneren aber fruchtbar und klimatisch begünstigt ist. Hier soll ein Volk, das direkt von Noah abstammt, in schlichter Frömmigkeit, Bescheidenheit und Tugendhaftigkeit völlig abgeschottet von der Außenwelt leben.
Landesbibliothek Oldenburg, SPR XIII 3 A 46,1
zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek