Schlaglichter – 100 Bücher des Jahres 1918

Ausstellungsplakat zu "Schlaglichlichter - 100 Bücher des Jahres 1918"

Plakat zur Ausstellung 

Mehr als 85.000 Buchtitel erscheinen heute pro Jahr auf dem deutschen Buchmarkt. Und vor 100 Jahren?

14.743 Neuerscheinungen deutscher Verlage gelangten 1918 in die Buchhandlungen. Das war weniger als die Hälfte der Vorkriegsproduktion – im letzten Friedensjahr 1913 hatte die Zahl noch 35.078 Titel betragen. Im vierten und letzten Jahr des Ersten Weltkrieges war auch die Buchbranche schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der allgemeine Mangel erstreckte sich längst auch auf den Rohstoff Papier. Für Bücher stand vielfach nur noch stark holzschliffhaltiges Papier zur Verfügung und die Materialknappheit erzwang eine höchst sparsame, oft minderwertige Ausstattung. Trotz sinkender Qualität der Fertigung stiegen die Buchpreise: Die schleichende Inflation nötigte die Verlage gegen Kriegsende zu Teuerungsaufschlägen von bis zu 50 % auf den – eigentlich – festen Ladenpreis.

Ganz weggebrochen war seit April 1917 der Auslandsbuchhandel, der zu Beginn des Krieges noch über die neutralen Staaten Schweiz, Niederlande und Dänemark organisiert worden war. Mit dem Kriegseintritt der USA wurde für jeden Buchexport eine Ausfuhrerlaubnis benötigt. Medizinische und technische Fachliteratur hatte vorher schon einer rigiden Handelskontrolle unterlegen. 1918 wurde Max Planck der Nobelpreis für Physik und Fritz Haber der Nobelpreis für Chemie zuerkannt, allmählich aber wirkte der fehlende internationale Austausch sich auch auf die Leistungsfähigkeit der deutschen Wissenschaft aus.
 
Der Krieg als Lesestoff, auf den die Verlage Ende 1914 ihre Programme umgestellt hatten, blieb auch 1918 ein einträgliches Geschäft. Kriegserlebnisberichte und Kriegstagebücher erschienen massenhaft. Die Mangel- und Ersatzstoffwirtschaft brachte immer neue und erfindungsreiche Ratgeber zu den Themen Ernährung oder Kleidung hervor. Die Durchhalte-Propaganda eroberte den Bereich des Kinder- und Jugendbuchs. Das unstillbar gewordene Bedürfnis nach Auslandserfahrung erfüllten zahllose, gut verkäufliche Reisebücher.

Einen völlig neuen Absatzmarkt für Bücher und Zeitungen erreichte der Feldbuchhandel. Der Stellungskrieg zermürbte die Kampfmoral der Soldaten. Ihr Bedürfnis nach Zerstreuung befriedigten vor allem auch die Feldzeitungen, die von Soldaten für Soldaten hergestellt wurden und neben dem Unterhaltungszweck eine wichtige propagandistische Aufgabe erfüllten.

Ende 1918 zeitigten die sich überschlagenden Ereignisse eine Flut politischer Broschüren, die steuernd in das Weltgeschehen eingreifen sollten. Sie stimulierten auch jene, die sich über die Zukunft von Nachkriegseuropa tiefere Gedanken machten: 1918 erschien das kulturphilosophische Hauptwerk Oswald Spenglers über den Untergang des Abendlandes.

3.949 Titel des deutschen Buchmarkts erwarb die Badische Landesbibliothek 1918 für ihre Benutzer. Nichts davon ist erhalten. Beim Bombenangriff auf Karlsruhe am 3. September 1942 gingen die Bücher mit dem übrigen Bestand von 367.000 Bänden in Flammen auf. Was aus dem Buchjahr 1918 seither wieder angeschafft wurde, zeigen wir Ihnen in einer Auswahl von 100 Titeln. Sie kann keinen Überblick über das Jahr 1918 vermitteln. Aber sie kann repräsentative Schlaglichter auf die Buchproduktion dieses epochalen Jahres werfen.

© Badische Landesbibliothek 2018.

Autoren: Dr. Felix Geisler, Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen, Brigitte Knödler-Kagoshima, Maren Krähling, Gabriele Philipp, Dr. Ludger Syré, Markus Werz.

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