Pionierzeit

Fliegen zog sehr unterschiedliche Personen an. Erfolgreich waren vor allem kreative Techniker, wie etwa Otto Lilienthal (1848– 1896). Die Brüder Orville (1871–1948) und Wilbur Wright (1867– 1912) waren Fahrradbauer. Nach den ersten großen „Flugmeetings“, bei denen Hunderttausen-de das Wunder des Fluges bestaunten, betraten auch Sportler, Abenteurer, technikaffine Jugendliche oder Spekulanten das neue Feld der Luftfahrt. Riskante Flüge auf selbstkonstruierten Apparaten, immer neue Höchstleistungen, dazu spektakuläre Abstürze trugen zur Entstehung einer Sensationskultur bei. Wagemutige Flieger wurden zu einem neuen Heldentypus. Und die Unfallzahlen stiegen.

Die Pioniere der Luftfahrt hatten sich fast alle technischen und wissenschaftlichen Grundlagen selbst erarbeiten müssen. Auch der Bau der frühen Flugzeuge war Pionierarbeit und längst noch keine Industrie. So sagte der Flugzeugbauer Anthony Fokker (1890–1939) einmal, er habe nie ein Lehrbuch der Aerodynamik gelesen, vielmehr konstruiere er „aus dem Bauch“ und flöge seine Maschinen „mit dem Hintern“. Mit der Entstehung einer jungen Flugzeug- und Flugmotorenin-dustrie aber mussten Konstrukteure wie Piloten zu technischen Profis werden.

Trotz der Professionalisierung begleitete Selbermachen die Fluggeschichte weiterhin: Flugbe-geisterte bauten ihre eigenen Segelflugzeuge oder bastelten Modelle aus Holz, Papier oder Kunststoff. Auch wenn die Luftfahrtindustrie längst eine herausragende High-Tech-Branche ist, gibt es immer noch Amateure, die experimentelle Fluggeräte selbst bauen.

Exponate

Werner Schwipps – Lilienthal und die Amerikaner

Buch mit Abbildung von Otto Lilienthal bei Gleitflug

Werner Schwipps
Lilienthal und die Amerikaner
München 1985
121 F 2291 

Otto Lilienthal (1848–1896) begann 1895 mit den Arbeiten an seinem Doppeldecker-Flugzeug. Es war eine Weiterentwicklung des Normalsegelapparates aus dem Jahr 1893, dem ersten in Serie produzierten Gleitflugzeug. Mithilfe einer weiteren Tragfläche entstand ein weitaus stabileres Fluggerät. Die Steuerung erfolgte wie beim Vorgänger durch Gewichtsverlagerung. Lilienthals Konstruktion gilt als erster erfolgreicher Doppeldecker der Geschichte. Seine Flugapparate testete er am „Fliegeberg“ in Berlin-Lichterfelde, den er 1894 für seine Gleitflüge selbst angelegt hatte. Er ist heute auch als Lilienthalberg bekannt.

Friedrich Wilhelm Korff – Lilienthals Gleiter

Buch zeigt technische Zeichnung des Lilienthal-Gleiters

Friedrich Wilhelm Korff
Lilienthals Gleiter
Hamburg 1990
121 F 2259,2 

1893 ließ Otto Lilienthal seinen Normalsegelapparat patentieren und in den darauffolgenden drei Jahren in seiner eigenen Maschinenfabrik produzieren. Anhand der Käuferdaten lässt sich ein Absatz von mindestens neun Apparaten namentlich belegen. Daher gilt dieser Normalsegelapparat als erstes in Serie angefertigte Flugzeug der Welt. Der Verkaufspreis belief sich auf 500 Goldmark. Trotz über tausend Gleitflügen mit diesem Flugapparat stürzte Lilienthal am 9. August 1896 auf dem Flugplatz Stölln/Rhinow ab und verstarb am Tag darauf.

Thomas C. Parramore – Triumph at Kitty Hawk

Das Buch zeigt die Luftfahrt-Pioniere Orville und Wilbur Wright und

Thomas C. Parramore
Triumph at Kitty Hawk
Raleigh 1993
121 F 2288

Die Luftfahrtpioniere Wilbur (rechts, 1867–1912) und Orville Wright (links, 1871–1948), meist einfach als Gebrüder Wright bezeichnet, interessierten sich schon früh für Technik. Sie eröffneten 1893 eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder und stellten auch eigene Modelle her. Spätestens seit dem Tod von Otto Lilienthal 1896 beschäftigten sie sich verstärkt mit der Erforschung des menschlichen Fliegens. Dabei nutzten sie auch ihre Erfahrungen aus der Fahrradtechnik. Am 17. Dezember 1903 absolvierten die Brüder Wright in der Kleinstadt Kitty Hawk den ersten motorisierten Flug der Menschheitsgeschichte.
 

Hellmuth Hirth – 20000 Kilometer im Luftmeer

Faltplan mit schematischer Zeichnung eines Flugzeugs und einer Legende

Hellmuth Hirth
20000 Kilometer im Luftmeer
Berlin 1913
121 F 2257 

Der Flugpionier und Konstrukteur Hellmuth Hirth (1886–1938) beschreibt seine Flugerlebnisse, Erfahrungen und Einsichten in seinem Werk 20000 Kilometer im Luftmeer zwar erzählerisch, reichert sie jedoch mit zahlreichen Fakten an. Eine Faltkarte etwa zeigt das Modell einer Etrich Taube aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Die Karte ist zudem mit einer Legende versehen, die technische Aspekte erläutert. Im darunter stehenden Text wird das Flugverhalten der Maschine unter Berück-sichtigung verschiedener Aspekte veranschaulicht.
 

Dietrich Richard – Flug über ein halbes Jahrhundert

Geöffnetes Buch mit zwei Schwarz-Weiß-Abbildungen: 1. Gleitflugzeug, 2. Gruppenfoto

Dietrich Richard
Flug über ein halbes Jahrhundert
Gütersloh 1942
121 F 2120 

Die frühe Fliegerei hatte neben ihren großen Erfolgen auch viele Rückschläge zu verzeichnen. Die Begeisterung für das menschliche Fliegen ließ daher zeitgleich auch eine Faszination für gescheiterte Flugversuche entstehen. Große Gruppen Schaulustiger, die sich um Umfallstellen versammelten, waren nicht ungewöhnlich. Auch die Presse berichtete oftmals über solche spektakulären Ereignisse. Für das gezeigte Missgeschick erfand ein Schreiber 1910 die humoristische Bezeichnung „Kopfsturz“.

Matthias Joachim / Gottlob Espenlaub – Unsere Flieger erzählen

Buchcover: Unsere Flieger erzählen

Matthias Joachim / Gottlob Espenlaub
Unsere Flieger erzählen
Berlin 1927
121 F 2191 

Viele Piloten publizierten ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Träume. Einige dieser Zeugnisse versammelt das Werk „Unsere Flieger erzählen“. Neben einem historischen Überblick über die Geschichte der frühen Fliegerei gibt es Einblicke in das Leben von vier Flugpionieren. Ob Segel- und Sportflieger oder Luftkapitäne der Deutschen Luft Hansa, ihre Lebensgeschichten faszinierten die Menschen. Denn in der Gesellschaft galten Piloten oftmals als Helden und Idole. Und noch heute genießt der Beruf des Piloten ein hohes Ansehen.
 

Cockpit-Profile: Pionierzeit – Erster Weltkrieg – Zwanziger Jahre

Geöffnetes Buch mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Flugzeugen und Cockpits

Cockpit-Profile: Pionierzeit – Erster 
Weltkrieg – Zwanziger Jahre
Illertissen 1997
121 F 2221

Die anhaltende Faszination der frühen Fliegerei zeigt beispielhaft das Magazin Cockpit-Profile. Es richtet sich mit Informationen und Abbildungen verschiedenster Art an Technikbegeisterte und Modellbauer. Zahlreiche Aufnahmen von Flugzeugen der frühen Pionierzeit bis hin zu den 1920er Jahren gewähren Flugzeugenthusiasten detaillierte Einblicke. Es wird deutlich, wie mit aus heutiger Sicht primitiv und improvisiert wirkender Technik das scheinbar Unmögliche möglich wurde: der Traum vom menschlichen Fliegen.

Willi Hackenberger – Die alten Adler

Aufgeschlagenes Buch mit verschiedenen Schwarz-Weiß-Porträts und Gruppenbildern

Willi Hackenberger
Die alten Adler: Pioniere der deutschen Luftfahrt 
München 1960
121 F 2358

Als „alte Adler“ galten die Piloten, die noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihre Flugzeugführerprüfung absolviert hatten. Im Jahre 1927 gründete sich eine Ge-meinschaft von Piloten mit demselben Namen. Zu ihnen zählten beispielsweise Bruno Langer (1893–1914), Melli Beese (1886–1925) oder Heinrich von Preußen (1862–1929), der jüngere Bruder Kaiser Wilhelms II. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gemeinschaft von den zwei alten Adlern Ernst Canter (1888–1956) und Alfred Friedrich (1891–1968) wiederbelebt. Nun durften auch Piloten beitreten, die ihre Lizenz erst nach 1914 erworben hatten.
 

Ernst Roller - Schulversuche zur Fluglehre

Geöffnetes Buch mit einer Rekord-Tabelle und Betriebsdaten von Flugzeugen

Ernst Roller
Schulversuche zur Fluglehre
Berlin 1936
121 F 2026

Sachliteratur zur noch jungen Luftfahrt fand schon bald immer größeren Absatz. Auch die rasante technische Entwicklung wurde dokumentiert. Diese Sammlung steckbriefartiger Beschreibungen verschiedener historischer Flugzeuge ordnet sich hier ein. Neben der klassischen Auflistung von Zahlen und Fakten liegt der Fokus auf einer nicht zu abstrakten Darstellung der äußeren Form, der Ausstattung und anderer Besonderheiten. Die Produktion der abgebildeten Junkers G38 beschränkte sich auf zwei Exemplare. Eines davon wurde 1939 für militärische Zwecke eingesetzt und im Kriegsverlauf zerstört.
 

Reichsluftfahrtministerium – Fliegen lernen

Cover „Fliegen lernen"

Reichsluftfahrtministerium
Fliegen lernen
Dresden, ca. 1944
121 F 2177

Im Zweiten Weltkrieg bestand immer größerer Bedarf nach Lehrwerken für das Fliegen. Die seinerzeit wich-tigsten Aspekte ließ neben anderen auch das Reichsluftfahrtministerium zusammenstellen. Das Buch richtete sich zwar auch an allgemein Interessierte, adressierte jedoch vor allem Fluglehrer und die Jugend als Leitfaden für die vormilitärische Ausbildung. Neben Schul-, Übungs-, Reise-, und Mehrzweck-Flugzeugen werden die damals wichtigsten Flugmotoren dargestellt und erläutert. In der Spätphase des Krieges erschienen, verfolgte es auch Propagandazwecke.
 

Walter Ackermann – Fliegt mit. Erlebnis und Technik des Fliegens

Geöffnetes Buch mit gezeichneten Darstellungen von Flugmanövern

Walter Ackermann
Fliegt mit. Erlebnis und Technik des Fliegens
München 1938
121 F 2162

Der Schweizer Pilot, Journalist und Schriftsteller Walter Ackermann (1903–1939) thematisierte seine Leidenschaft für die Fliegerei in unterschiedlichen Publikationen. So bietet etwa der von ihm veröffentlichte Briefwechsel zwischen einem Piloten und einer jungen Frau einen seltenen Einblick in das Leben junger Männer in der Fliegerei. Ein anderes Werk beschreibt Kunstflugfiguren. In leicht verständlicher Sprache und mit zahlreichen Illustrationen werden diese für jedermann nachvollziehbar.
 

 

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