Die „Violinschule“ von Leopold Mozart in der Badischen Landesbibliothek

Brigitte Knödler-Kagoshima 29.11.2022 13 Uhr

DOI: https://doi.org/10.58019/hb3v-r082

Die Badische Landesbibliothek hat im November 2022 die „Violinschule“ von Leopold Mozart in der zweiten Auflage aus dem Jahr 1770 als Geschenk aus Privatbesitz erhalten. Die großzügige Schenkung von Helmut Mink (Rheinau-Freistett) ergänzt die Sammlungen der Badischen Landesbibliothek vorzüglich, da umfangreiche historische und aktuelle Bestände zu Mozart vorhanden sind. Frühe Notendrucke aus der Entstehungszeit finden sich insbesondere auch in der Musikaliensammlung, die 1999 aus der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen übernommen wurde.

Im Vordergrund liegt aufgeschlagen: Leopold Mozarts Hochfürstl. Salzburgischen Vice-Capellmeisters gründliche Violinschule. - Zweyte vermehrte Auflage. - Augsburg: Johann Jacob Lotter, 1770. Badische Landesbibliothek, Signatur M 32563 RH. Im Hintergrund ist zudem die aufgeschlagene Erstauflage zu sehen. Auflage drei und vier sind stehend daneben platziert. Die aufgeschlagene zweite Auflage zeigt den Stich eines Geigenspielers.

Leopold Mozarts Hochfürstl. Salzburgischen Vice-Capellmeisters gründliche Violinschule. - Zweyte vermehrte Auflage. - Augsburg: Johann Jacob Lotter, 1770.
Badische Landesbibliothek, Signatur M 32563 RH - zum Digitalisat

Leopold Mozart (1719–1787), der Vater von Wolfgang Amadeus Mozart, stammte aus Augsburg und wirkte die längste Zeit seines Lebens in Salzburg. Im Geburtsjahr 1756 seines Sohnes Wolfgang Amadeus wurde sein Werk „Versuch einer gründlichen Violinschule“ veröffentlicht. Es wurde vielfach wieder aufgelegt und gilt bis heute als eine wesentliche Quelle für die Kenntnis der Musizierpraxis im 18. Jahrhundert.

Bei dem Bild handelt es sich um ein Porträt von Leopold Mozart aus seiner Violinschule.

Porträt von Leopold Mozart und Titelseite aus seinem Werk „Violinschule“
Badische Landesbibliothek, Signatur M 32563 RH - zum Digitalisat

Drei Exemplare von Leopold Mozarts „Violinschule“ aus der Mozart-Sammlung Frank, die in den Jahren 1756, 1787 und 1800 gedruckt wurden, waren bereits in der Badischen Landesbibliothek nachgewiesen. Es handelt sich um die erste, dritte und vierte Ausgabe des Werkes. Damit sind jetzt die ersten vier Auflagen des Werks komplett bei uns vorhanden. Alle Auflagen sind im Verlag Johann Jacob Lotter in Augsburg erschienen.

Zur Abfassung der „Violinschule“

Über seine Beweggründe zur Abfassung der „Violinschule“ schrieb Leopold Mozart aus Salzburg am 17. September 1755 an den Musikgelehrten und Komponisten Meinrad Spieß im Kloster Irsee bei Kaufbeuren: „Ich habe letzthin in Friedrich Wilhelm Marpurgs Historisch Critischen Beÿträgen zur Aufnahme der Musik ersten Theile beÿ Durchlesung der Vorrede oder des Vorberichtes gefunden daß man sich in der Musick eine Anweisung zur Violine und zu noch anderen Instrumenten wünschet. Ich habe es gewagt eine Violinschule niederzuschreiben, die auch wirklich unter der Presse ist. Allein ob sie die Probe halten wird, die h: Marpurg verlanget: daß sie nämlich nach dem Geschmacke, wie h: Bach vom Clavier, und H: Quanz von der Flöte geschrieben haben, sein sollen; eben daran muß ich zweifeln: weil ich weis, wie sehr ich von meinem flüchtigen Temperamente hingerissen werde. Dieß tröstet mich, daß man mir als einem Anfänger mit mehrerer Nachsicht entgegen gehen, und folglich die Fehler meiner noch unreifen Schrifte mit einer etwas gelindern Crisi Richten wird.“

Leopold Mozart und die Wunderkindreise

Die Erinnerung an Leopold Mozart ist in Baden-Württemberg in verschiedenen Städten lebendig: Im Rahmen der sogenannten Wunderkindreise besuchte er von 1763 bis 1766 in Begleitung seiner Ehefrau Anna Maria Pertl (1720–1778) mit seinen Kindern Maria Anna (1751–1829) und Wolfgang Amadeus (1756–1791) höfische Residenzen in Westeuropa, wobei die Kinder bei Hofe oder in öffentlichen Akademien musizierten. Zu den Reisestationen gehörten u.a. auch Ulm, Ludwigsburg, Bruchsal, Schwetzingen, Heidelberg, Mannheim und Donaueschingen.

Leopold Mozart war Musiker, Musiklehrer und Komponist, darüber hinaus ist er auch als ein genauer Beobachter seiner Zeit und seiner Umgebung bekannt. Seine Aufzeichnungen über die Stationen seiner Reise beschreiben zahlreiche Einzelheiten des Lebens im Alltag sowie bei Hofe und sind von großem Wert für die Forschung zur Musik- und Kulturgeschichte.
Aus Schwetzingen schrieb Leopold Mozart am 19. Juli 1763 an seinen Freund Lorenz Hagenauer in Salzburg: „die Residenz in Bruchsal ist sehenswürdig. die Zimmer sind vom allerbesten Geschmackt; nicht viele Zimmer, aber so edl, unbeschreiblich reitzend und kostbar, daß man nichts angenehmeres sehen kann. von da sind wir nicht nach Manheim; sondern schnurgerad nach Schwezingen gegangen, wo der Hof im Sommer ist. Ausser der Reccommendation die ich von Wienn an den Music=Intendant Baron Eberstein in handen hatte, waren wir schon durch den Prinzen von Zweÿbrücken alda angesagt, und der Prinz Clemens von Baÿern schickte uns noch ein eigenhändig Reccommendationsschreiben an die Churfürstin von Manheim zu den 3 Mohren nach augspurg nach. Gestern ward eigens Accademie wegen uns anbefohlen. Dieß ist erst die zweyte Accademie die seit dem May hier ist gehalten worden. Sie dauerte von 5 uhr Abends bis nachts 9 uhr. Ich hatte das Vergnügen nebst guten Sänger und Sängerinen einen bewunderungswürdigen Flutotraversisten Mr: Wendling zu hören, und das Orchester ist ohne widerspruch das beste in Teutschland, und lauter Junge Leute, und durch aus Leute von guter Lebensart, weder Säuffer, weder spieler, weder liederliche Lumpen; so, daß so wohl ihre Conduite als ihre production hochzuschätzen ist. Meine Kinder haben ganz Schwetzingen in Bewegung gesetzet: und die Churf: Herrschaften hatten ein unbeschreiblich Vergnügen, und alles geriet in Verwunderung.“

Die Publikation ist katalogisiert, digitalisiert und kann hier eingesehen werden.

Quellen:

  • Briefe von Leopold Mozart in der Digitalen Mozart-Edition der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg:
    • Brief von Leopold Mozart an Meinrad Spieß (Salzburg, 17. September 1755)
    • Brief von Leopold Mozart an Lorenz Hagenauer (Schwetzingen, 19. Juli 1763)
  • Mozart-Handbuch: Chronik, Werk, Bibliographie, hrsg. von Otto Schneider und Anton Algatzy. - Wien: Hollinek, 1962.

Mozart, Leopold
Versuch einer gründlichen Violinschule
Badische Landesbibliothek

Nicht unterstützter Web-Browser!

Ihr verwendeter Web-Browser ist veraltet und kann daher einige der modernen Funktionen der Webseite www.blb-karlsruhe.de nicht unterstützen.
Um diese Webseite nutzen zu können und sich sicher im Internet zu bewegen, verwenden Sie bitte einen der folgenden Web-Browser:

Mozilla inc., Firefox
Google inc., Chrome
Google inc., Chromium