Zur offiziellen Eröffnung der Schwarzwaldbahn am 10. November 1873

Frédérique Renno 10.11.2023 17.50 Uhr

DOI: https://doi.org/10.58019/ap6t-8c17

Am 10. November 1873, also heute vor 150 Jahren, wurde die Schwarzwaldbahn offiziell eröffnet und war nun auf ihrer gesamten Länge von Karlsruhe bis Konstanz am Bodensee befahrbar. Bereits ab 1866 wurden sukzessive einzelne Abschnitte der Strecke in Betrieb genommen; zuletzt fehlte noch die Strecke zwischen Hausach und Villingen mit dem anspruchsvollsten Teil bei Triberg, wo enorme Höhenunterschiede überwunden werden mussten. Dies gelang dem Karlsruher Ingenieur Robert Gerwig (1820–1885), indem er sogenannte Kehrtunnel einsetzte, um die Steigung zu begrenzen: Sie verlängerten die Strecke und ermöglichten ein langsameres Ansteigen, damit die Lokomotiven, die damals noch nicht die Zugkraft von heute hatten, die Waggons über die Berge und Täler bringen konnten.

Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt aus dem Schwarzwaldführer der Eisenbahn Offenburg-Constanz von 1870.

Schwarzwaldführer der Eisenbahn Offenburg-Constanz, 1870. Badische Landesbibliothek, 98 B 103337. - zum Digitalisat

Das Echo in der Presse

In zeitgenössischen Zeitungen, welche die Badische Landesbibliothek archiviert und als Digitalisate zur Verfügung stellt, wird dieses Ereignis angekündigt und gewürdigt. So kündigte die Generaldirektion der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen, die Betreiberin der Schwarzwaldbahn, in ihrem Verordnungs-Blatt Nr. 51 am 30. Oktober 1873 die „Betriebseröffnung auf der Bahnstrecke Hausach-Villingen“ an:

Der Screenshot zeigt einen Zeitungsausschnitt des Verordnungs-Blatts der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn vom 30.10.1873 zur offiziellen Eröffnung der Schwarzwaldbahn.

Zeitungsausschnitt des Verordnungs-Blatts der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn vom 30.10.1873 zur offiziellen Eröffnung der Schwarzwaldbahn. - zum Digitalisat

Der anonyme Redakteur des Durlacher Wochenblatts spekulierte in der Ausgabe Nr. 132 vom 8. November 1873 über einen Besuch des Großherzogs in Offenburg anlässlich der Eröffnungsfahrt der Schwarzwaldbahn. Im Badischen Beobachter in der Ausgabe Nr. 265 vom 14. November 1873 wurde berichtet, dass einen Tag vor der offiziellen Eröffnung, am 9. November 1873, „eine Freifahrt stattfand, zu welcher die verehrliche Schuljugend und die ‚reichtstreuen‘ Redacteure der Residenzpresse Einladungen erhalten hatten.“ Und bereits am 28. Oktober 1873 konnte man in der Karlsruher Zeitung die Bekanntmachung lesen, dass mit dem Beginn des Winterdienstes auf den Großherzoglichen Eisenbahnen am 1. November 1873 auch die neue Strecke der Schwarzwaldbahn in Betrieb genommen würde, zuerst für den Gütertransport und zehn Tage später dann auch für den Personentransport:

Der Screenshot zeigt einen Zeitungsausschnitt der Karlsruher Zeitung vom 28.10.1873 zur offiziellen Eröffnung der Schwarzwaldbahn.

Zeitungsausschnitt der Karlsruher Zeitung vom 28.10.1873 zur offiziellen Eröffnung der Schwarzwaldbahn. - zum Digitalisat

Literarische Lobeshymne auf die Eröffnung der Schwarzwaldbahn

Auch in der Belletristik wurde die Schwarzwaldbahn bedacht. So veröffentlichte der Karlsruher Ingenieur Otto Ammon (1842–1916) im November 1873 eine nur wenige Seiten umfassende Broschüre im Selbstverlag. Ammon widmete sich der Erforschung der badischen Römerstraßen und dürfte den Bau der Schwarzwaldbahn sicherlich interessiert verfolgt haben. Es sei aber auch nicht verschwiegen, dass Ammon anthropologische Forschungen unternahm und heute als Anhänger der rassentheoretischen Schule der Soziologie gilt.

Der Screenshot zeigt die erste Textseite des 1873 zur Eröffnung der Schwarzwaldbahn entstandenen Lobgedichts von Otto Ammon.

Erste Textseite des Lobgedichts „Zur Eröffnung der Schwarzwaldbahn“. Im November 1873. Konstanz 1873. Badische Landesbibliothek, OK 12,69. - zum Digitalisat

Der sechsseitige Text ist in reimlosen Versen gestaltet und umfasst eine Lobeshymne auf die kurz zuvor vollendete Bahnstrecke über den Schwarzwald. Die griechischen Götter treffen sich auf dem Olymp und schwelgen in Erinnerungen an vergangene Zeiten. Sie erinnern sich an ihre Siege über die Giganten. Dabei wird der griechische Gott des Feuers und der Schmiedekunst Hephaistos von den anderen Göttern verspottet, als er davon träumt, damals schon die Möglichkeiten der Dampfmaschine gehabt zu haben – mit deren Hilfe wären die Kämpfe deutlich leichter gewesen. Der Göttervater Zeus fordert Hephaistos heraus: Der Schwarzwald als wildes, unwegsames Gebirge sei bisher nur zu Fuß zu bezwingen, aber nicht befahrbar mit der Bahn. Hephaistos nimmt die Wette an: Wenn er es nicht schaffen würde, innerhalb von sechs Jahren eine Bahnstrecke quer durch den Schwarzwald erbauen, würde er sich als Schwächling von den Göttern verspotten lassen.

Gesagt, getan. Mithilfe seiner Gesellen baut Hephaistos erst den Weg, um dann die Schienen zu verlegen, auf denen eine Bahn mit Dampfbetrieb fahren kann. Allen Widerständen zum Trotz – zum Beispiel des Berggeistes, der sich die Unterstützung der Franken holt, aber dennoch Hepahistos unterliegt – gelingt es Hephaistos, eine Bahnlinie vom „Rheinthal“ bis zum „schwäbischen Meer“ (S. 4), wie es im Text heißt, zu errichten; die anderen Götter erkennen seine Leistung dann auch neidlos an und loben Hephaistos für seine Tat.

In seinem Bericht an die Götter beschreibt Hephaistos die Schwarzwaldgegend als raue und spärliche Landschaft, in der darum aber umso heller das „Licht des Rechts, der Wahrheit, Liebe und Duldung“ (S. 6) leuchte. Die aufrechte Haltung, Treue und Gottesgläubigkeit beeindruckten ihn ebenso wie die Triberger Uhr, das Steingut und Schnitzwerk von Hornberg, das Kirschwasser und die Schwarzwälder Weisen.

Mit der Schwarzwaldbahn werden also zugleich auch typisch Schwarzwälder Erzeugnisse und kulturelle Eigenheiten gelobt. Es wird deutlich, dass die Eröffnung der Schwarzwaldbahn vor 150 Jahren ein eindrucksvolles Ereignis war, dass die wirtschaftliche, touristische und kulturelle Entwicklung des Schwarzwaldes bis heute prägt.

Quellen, Fachliteratur und Belletristik zur Schwarzwaldbahn

Von April bis September 2023 widmete die Badische Landesbibliothek dem 150-jährigen Jubiläum der Schwarzwaldbahn eine Ausstellung unter dem Titel „Mit der Schwarzwaldbahn an den Bodensee – Tourismuswerbung im Wandel“. Sie ist als virtuelle Ausstellung auf der Webseite der BLB archiviert und zugänglich. Zudem sind viele der Exponate weiterhin in den Digitalen Sammlungen der BLB unter der Rubrik „Vom Schwarzwald bis zum Bodensee“ verfügbar.

Vielfältige Literatur zur Schwarzwaldbahn, ihrer Geschichte und ihrer Bedeutung finden Sie außerdem auf unserem Open-Access-Publikationsserver für den Südwesten RegionaliaOpen: Für das Stichwort „Schwarzwaldbahn“ sind 180 Treffer vorhanden (Stand: November 2023).

Ausgewählte Belletristik aus unserem Bibliotheksbestand zur Schwarzwaldbahn:

Hingewiesen sei außerdem auf die Sendung „Die Schwarzwaldbahn – Vorbild für Gebirgsbahnen weltweit“ in der Reihe SWR2 Wissen, die am 10. November 2023 der Schwarzwaldbahn gewidmet ist. 

Schwarzwaldbahn
Jubiläum
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