„Another Level“ – neues Außenmobiliar im Skulpturengarten der Badischen Landesbibliothek

Julius Bläser und Severin Geißler (Gastautoren) 12.6.2023 16.40 Uhr

DOI: https://doi.org/10.58019/j11t-g508

Im Frühjahr 2023 wurde das neue Außenmobiliar „Another Level“ von Julius Bläser und Severin Geißler, Absolventen der Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe, im Skulpturengarten der Badischen Landesbibliothek realisiert. Es soll als Ort zum Verweilen, als neuer Treffpunkt und als Bühne für Veranstaltungen, Lesungen und Vorträge im öffentlichen Raum dienen. Über das Projekt sprechen die beiden Designer in folgendem Interview.

Das Foto von Oliver-Selim Boualam zeigt das neue Außenmobiliar „Another Level“ von Julius Bläser und Severin Geißler von der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.

Das neue Außenmobiliar „Another Level“ von Julius Bläser und Severin Geißler (Hochschule für Gestaltung Karlsruhe). © Foto: Oliver-Selim Boualam

Bitte stellen Sie sich und Ihre Arbeit als Designer kurz vor.

Ich bin Julius Bläser, 26, und studiere seit 2015 Produktdesign an der HfG hier in Karlsruhe. Aktuell arbeite ich an meinem Diplomprojekt, um im Herbst mein Studium abzuschließen.

In meiner Arbeit als Gestalter finde ich es besonders interessant, mit und in verschiedenen Kontexten zu arbeiten, diese zu untersuchen, auszutauschen, zu verändern und neu zu arrangieren. Das kann in den verschiedensten Formen, Situationen und Größenordnungen passieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich auch die Zusammenarbeit mit Menschen aus verschiedenen Disziplinen und Hintergründen.

Das Foto von Oliver-Selim Boualam zeigt den Designer Julius Bläser.

Der Designer Julius Bläser. © Foto: Oliver-Selim Boualam

Ich bin Severin Geißler, 29, und habe 2021 mein Diplom an der HfG Karlsruhe im Fachbereich Kommunikationsdesign mit Nebenfach Produktdesign abgeschlossen. Seitdem arbeite ich freiberuflich als Kommunikationsdesigner im Studio B Karlsruhe, einem jungen Ort für gemeinschaftliches Arbeiten.

Sowohl in meiner selbstständigen Arbeit als auch in meiner freien künstlerischen Praxis interessieren mich kollaborative Prozesse, bei denen die Disziplinen geschickt ineinandergreifen. Sinnstiftend finde ich vor allem die Arbeit an Projekten mit sozialem oder ökologischem Einfluss, wie zum Beispiel das queere Filmfestival „PRIDE PICTURES“, das Stuttgarter Theater im öffentlichen Raum „Lokstoff!“ und die Schuh-Reparatur-Initiative „Repair Your Pair“.

Das Foto von Julian Linden zeigt den Designer Severin Geißler.

Der Designer Severin Geißler. © Foto: Julian Linden

Wer und/oder was beeinflusste Sie in Ihrem gestalterischen Werdegang?

Die Hochschule für Gestaltung als Ort unseres Studiums ist natürlich insgesamt ein sehr großer Faktor. Dazu zählen neben den Professorinnen und Professoren sowie Lehrbeauftragten, die das Curriculum gestalten, auch besonders die anderen Studierenden, mit denen wir zusammen studieren und arbeiten und den Hochschulalltag verbringen. Die Idee der semester- und fächerübergreifenden Lehre ermöglicht einen interdisziplinären Austausch, bei dem man schnell einen gesamtheitlichen Gestaltungsansatz lernt. Zusätzlich bringen wechselnde Gastdozentinnen und -dozenten immer wieder neue Einflüsse in die Lehre.

Der große Vorteil des Diplomstudiums, im Vergleich zum Bachelor-Master-System, liegt in der freien Wahl der Seminare. Man lernt nicht nur Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen, sondern muss sich ganz konkret über die eigenen Interessen und Ziele klarwerden und kann sich so sehr individuell entwickeln.

Bitte beschreiben Sie kurz, wie es zu „Another Level“ kam.

Startpunkt für das Projekt war das Seminarangebot „AddOnSite“ 2019/2020 von Prof. Chris Kabel, betreut durch Stefan Legner und Lisa Ertel von der HfG. Im Rahmen des landesweiten und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg initiierten und finanzierten Projekts „BigDIWA“ („Bibliotheken gestalten den Digitalen Wandel“) wurde die HfG angefragt, für die Karlsruher Bibliotheken (Badische Landesbibliothek, Bibliothek der Hochschule Karlsruhe, KIT-Bibliothek, ZKM-Bibliothek) „ikonisches Außenmobiliar“ zu entwickeln und gestalten. Im Seminar wurden von verschiedenen Gruppen Entwürfe für die einzelnen Standorte erarbeitet und im Sommer 2020 einer Jury aus Projektbeteiligten, Architektinnen und Architekten, Designer und Designerinnen sowie externen Mitgliedern präsentiert. Daraufhin wurde ein Projekt für jeden Standort ausgewählt, unter anderem unser Entwurf „Another Level“ für den Innenhof der Badischen Landesbibliothek.

Mit der Zusage der Badischen Landesbibliothek begann schließlich die finale Entwurfsausarbeitung: Ausgehend von Gesprächen mit der BLB, in denen die genauen Vorstellungen, Wünsche und Möglichkeiten definiert wurden, hat sich das Design entsprechend verändert und wurde angepasst. Neben der BLB hatten wir auch Kontakt zum Gartenbauamt, das die Grünflächen der Stadt pflegt, und haben den Entwurf der Kunstkommission der Stadt Karlsruhe präsentiert. Für die Umsetzung des Projekts haben wir mit Alexander Scheidel vom Architekturbüro SWS zusammengearbeitet.

Das Foto von Lisa Ertel zeigt die Designer im Gespräch mit der Badischen Landesbibliothek für die finale Ausarbeitung von „Another Level“.

Die Designer im Gespräch mit der Badischen Landesbibliothek für die finale Ausarbeitung von „Another Level“. © Foto: Lisa Ertel

Nachdem schließlich Materialmuster erstellt und ausgewählt wurden, konnten Angebote von Beton-, Metallbau- und Landschaftsbauunternehmen und Genehmigungen der entsprechenden Stellen eingeholt werden. Nach Erarbeitung aller Details zu Herstellung, Lieferung und Aufbau wurde „Another Level“ dann im November 2022 fertiggestellt und im März 2023 eröffnet.

Wie kamen Sie auf die Idee zu „Another Level“, was sagt die Installation aus?

Ein anfänglicher Moment des Entwurfs war eine kleine Intervention am KIT, bei der wir eine dreistufige Treppe an ein bestehendes Bankelement angesetzt haben und dadurch die Sitzfläche plötzlich begehbar wurde. Dieser einfache Wechsel der Nutzungsart durch die Höhenveränderung wurde zu einer zentralen Idee unseres Entwurfs. Indem wir einzelne Plattformen in unterschiedlichen Höhen anordnen, ergeben sich schnell flexible Nutzungsformen: Man kann sich setzen, anlehnen, hinlegen, auf eine Plattform stellen, um zu einem Publikum zu sprechen. Die Idee der „speakers corner“ aus dem Hyde Park London hat uns auch als Vorbild gedient: ein öffentlicher Ort, an dem man sich – leicht erhöht auf einer kleinen Leiter – äußern und austauschen kann.

Hinzu kam der Wunsch der BLB, die Außenbereiche des Gebäudes als Lese-, Lern- und Aufenthaltsort mit in das Bibliotheks-Angebot einzubeziehen. Als Referenzen hierfür dienten uns das Konzept des antiken Forums als Ort der öffentlichen Begegnung und des Austauschs sowie die Idee, die klassische Formensprache von Bänken, Stufen und Bühnen zu kombinieren. Um einen Ort der öffentlichen Begegnung und des Austauschs zu schaffen, wurden bewusst die möglichen Nutzungsformen offengelassen. So lässt sich das Setup als Sitz- oder Präsentationsfläche, aber auch für freiere Formate nutzen.

Formal orientiert sich der Entwurf von „Another Level“ an der umgebenden denkmalgeschützten Architektur von Oswald Mathias Ungers, unter anderem sichtbar an der dunkelgrauen Färbung des Betonwerksteins der Elemente. Diese Färbung entsteht vor allem durch den Zuschlag von Basaltgestein, der sich auch in den grauen Bodenplatten vor der Bibliothek findet.

Das Foto von Julius Bläser zeigt die dunkelgraue Färbung eines Elements von „Another Level“ während der Fertigung.

Die dunkelgraue Färbung eines Elements von „Another Level“ während der Fertigung. © Foto: Julius Bläser

Bitte beschreiben Sie abschließend noch ein besonderes Erlebnis während Ihres Entwicklungsprozesses von „Another Level“.

Während der Fertigung der Elemente durch die Firma Gabel in Bad Rappenau im Herbst 2022 wurden wir eingeladen, um die Betonteile im Herstellungsprozess zu sehen und um einen „improvisierten Belastungstest“ durchzuführen. Hierfür wurden zwei Holzbalken parallel an der Stelle auf den Boden gelegt, an der letztendlich die Metallfüße platziert wurden, und eines der Elemente wurde mit dem Gabelstapler daraufgelegt. Anschließend wurde auf dem Hof der Firma ein Testgewicht, bestehend aus einer Palette mit Betonfertigteilen (Gewicht: 1000 kg), in der Mitte des Elements platziert. Nachdem wir uns zusätzlich noch auf das Element stellten und nach wie vor alles weiterhin stabil schien, war der Belastungstest bestanden.

Das Foto von Julius Bläser zeigt den Belastungstest für die Elemente von „Another Level“.

Belastungstest für die Elemente von „Another Level“. © Foto: Julius Bläser

Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke in den Entstehungsprozess dieses Projekts!

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Plastik
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