Felix Geisler 11.3.2024 18.35 Uhr

DOI: https://doi.org/10.58019/0tmn-zz59

Raumschiff-Kommandant PERRY RHODAN und seine Crew landen auf dem Mond und treffen dort auf die Arkoniden, ein humanoides Volk und die absolute Großmacht der Milchstraße. Gemeinsam verhindern sie den drohenden Weltkrieg und es gelingt ihnen, die zerstrittene Menschheit zu einigen. So beginnt die große Weltraum-Serie „PERRY RHODAN – der Erbe des Universums“ im Jahr 1961 mit dem ersten Band „Unternehmen Stardust“, geschrieben von den Autoren Karl-Herbert Scheer und Clark Dalton. 

Was als kurzlebige Romanserie geplant war, wurde Legende: Anfang Februar 2024 erschien der PERRY RHODAN-Band 3260 „Die Wahl der Akonin“ von Kai Hirdt. Zahlreiche Autoren und Autorinnen schrieben bereits PERRY RHODAN-Romane, darunter als Gastautoren so bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Andreas Eschbach („Das Jesus Video“), Gisbert Haefs („Hannibal“) und Tanja Kinkel („Die Puppenspieler“). Die Serie wird in mehreren Sprachen veröffentlicht und gilt bei ihrer Leserschaft als Kult.

Die Entstehung der Science-Fiction-Reihe ist eng verknüpft mit den zeitgenössischen historischen Ereignissen seit den 1950er Jahren. Zur Hochphase des Kalten Krieges war die Raumfahrt einer der Bereiche, in denen die Sowjetunion und die USA konkurrierten. Nach dem sogenannten Sputnik-Schock, den Reaktionen vor allem der USA und von Westeuropa auf den Start des ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1 in den Weltraum durch die Sowjetunion am 4. Oktober 1957, intensivierten die USA ihre Anstrengungen, technologische Überlegenheit beim Wettbewerb um die Vorherrschaft im Weltraum zu erlangen. Die westlichen Raketenprogramme wurden verstärkt und führten zur Gründung der NASA, um das Raumfahrtprogramm zu konzentrieren und eine Mondlandung vorzubereiten. Der Sputnik-Start hatte außerdem tiefgreifende Folgen für die westliche Bildungspolitik und die Popkultur. Viele junge Leute interessierten sich damals für den Weltraum, außerirdisches Leben und die zur Erforschung und Erkundung benötigte Technik.

PERRY RHODAN, der Welterfolg „made in Germany“, hat sich von den Anfängen als Heftroman zu einem multimedialen Ereignis entwickelt, das noch lange nicht am Ende angelangt ist. Die Serie erscheint mittlerweile als Sammelband („Silberbände“), E-Book sowie Hörbuch und wurde verfilmt. Alte Ausgaben wurden für die digitale Welt aufbereitet, alle jemals erschienenen Romane sind mittlerweile auch als E-Book erhältlich. Darüber hinaus gibt es Comics, Hörspiele, Kalender und vieles mehr. Spin-Offs wie die Serien ATLAN und PERRY RHODAN NEO wurden vom Publikum ebenfalls erfolgreich aufgenommen. Auf einer Leserkontaktseite im gedruckten Heft, später auch im Web und auf Social Media, tauschen sich die Fans untereinander und mit den Autorinnen und Autoren aus. Eine eigene Online-Enzyklopädie, die PERRYPEDIA, beantwortet alle Fragen rund um den PERRY RHODAN-Kosmos, das PERRYVERSUM.

Da die Handlung von PERRY RHODAN in einer fernen Zukunft spielt, ist vieles in ihr bereits Realität, wovon heutige Wissenschaftlerinnen und Ingenieure bestenfalls zu träumen wagen. Teilweise werden die bekannten Grenzen der Physik überschritten – so sind im kosmologischen Weltbild des PERRY RHODAN neben der heute verwendeten, aber kaum vorstellbaren vierdimensionalen Raumzeit eine weitere Anzahl höherer Dimensionen bekannt, die zusammen das eigentliche Universum bilden. Die Terraner treffen auf einen Kosmos, in dem es von Leben nur so wimmelt. Tausende von Völkern durchqueren mit Raumschiffen die Milchstraße und weiter entfernte Galaxien. Ein aus purem Geist bestehendes Wesen namens ES verleiht Wissen, Macht und relative Unsterblichkeit. Es gibt zahlreiche Konflikte, Naturkatastrophen, Technikprobleme und weitere Begebenheiten in der Welt des PERRY RHODAN, kurz gesagt: Ereignisse, die das größte Science-Fiction-Abenteuer aller Zeiten vorantreiben, – und es wird nie langweilig, weshalb viele Leser und Leserinnen ein Leben lang dabeibleiben.

Ein großer Fan der Serie war Reiner Karl Schellhorn. Geboren wurde er am 16. Februar 1955 in Oberkotzau im oberfränkischen Landkreis Hof. Von jung auf lesebegeistert, erwarb er nach eigenen Angaben bereits im Alter von sechs Jahren die Erstausgabe des PERRY RHODAN, die am 8. September 1961 erschien. Mit wachsender Leidenschaft las und sammelte er von da an die wöchentlich erscheinenden Romanhefte des PERRY RHODAN, nach 60 Jahren und Heft 3106 konnte er das Abonnement wegen seiner sich verschlechternden Gesundheit nicht mehr verlängern.  Auch die ATLAN-Serie sammelte er von der ersten Ausgabe im Jahr 1969 bis zu ihrem Ende im Jahr 1988. Bei beiden Serien fehlt kein einziges Heft, obwohl es in seinem Leben einige Umzüge gab, zuletzt im Jahr 1996, als er Karlsruhe und Deutschland verließ, um in der Auvergne in Frankreich zu leben. Die PERRY RHODAN-Lektüre war „immer zur Hand“, so wurden beispielsweise 10 bis 15 Hefte regelmäßig mit in den Urlaub genommen.

Reiner Schellhorn starb am 21. Januar 2023. Seine Witwe Bernadette Schellhorn wollte die Sammlung zu seinem Andenken auch in Zukunft erhalten wissen. Daher kontaktierte sie die Badische Landesbibliothek, die das Geschenk in Form von 14 säuberlich verpackten und gut sortierten Kartons gerne entgegennahm. Zahlreiche Hefte befinden sich in blauen und grünen Sammelordnern. Einige wenige Taschenbücher, die mit der Reihe in Verbindung stehen, sind ebenfalls enthalten. Beigegeben wurde eine Excel-Zusammenstellung des Sammelguts. Wir bedanken uns recht herzlich bei Frau Schellhorn für die Überlassung der Sammlung und freuen uns, den Heften damit eine neue Heimat für die Zukunft zu bieten!

Seit dem 3. März 1976 besteht in Baden-Württemberg das Gesetz über die Ablieferung von Pflichtexemplaren an die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe und die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart (siehe zum Pflichtexemplar auch die weiterführenden Informationen auf unserer Webseite). Von jedem Druckwerk, das im Geltungsbereich dieses Gesetzes verlegt wird, hat der Verlag der Badischen Landesbibliothek und der Württembergischen Landesbibliothek je ein Stück abzuliefern. Zuvor gab es bereits vergleichbare Regelungen auf regionaler Ebene (z.B. für Südbaden) und seit 1964 in Form des Landespressegesetzes. Seit 2007 besteht zusätzlich eine Ablieferungspflicht für digitale Publikationen (siehe für weitere Informationen auch hier). 

Die Ablieferungspflicht gilt also auch für die heute in Rastatt ansässige PERRY RHODAN KG, die eine Tochter des Pabel-Moewig-Verlags in der Bauer Media Group ist. Der ehemalige Moewig-Verlag ist eine Dresdner Gründung; zur Entstehungszeit des PERRY RHODAN befand sich der Verlagssitz in München, wohin man nach dem Krieg 1946 gezogen war. Im Jahr 1972 erfolgte die Bildung der Verlagsgruppe Pabel-Moewig-Semrau am bisherigen Standort des Pabel-Verlags in Rastatt. Zu diesem Zeitpunkt kam die PERRY RHODAN-Reihe nach Baden. Und sie blieb dort, auch, als der Rest des Verlags 2020 zum Hauptsitz der Bauer Media Group nach Hamburg verlagert wurde.

Die Brüche bei der Pflichtexemplar-Regelung und in der Verlagsgeschichte führten dazu, dass die PERRY RHODAN-Serie an der Badischen Landesbibliothek erst seit 1977 und damit seit Heft 821 gesammelt wurde. Außerdem wurden die vorhandenen Hefte gerne und gut genutzt und erlitten dadurch einen gewissen Verschleiß. Insofern kam uns die angebotene Schenkung sehr gelegen – als Lückenergänzung und aus bestandserhaltenden Gründen (Archivexemplar).

Um eine langfristige Erhaltung der Hefte zu gewährleisten, werden sie nun in Mappen verpackt und an einem trockenen, geschützten Standort archiviert. Der Nachweis erfolgt über den Katalog plus, wobei der Bestand einen zusätzlichen Eintrag für seine Provenienz erhält: „Geschenk von Reiner Karl Schellhorn im Jahr 2023“. Für die Nutzung soll bevorzugt das bisher vorhandene Material eingesetzt werden, darunter besonders die im Rahmen des elektronischen Pflichtexemplars seit einigen Jahren eingesammelten digitalen Exemplare, die an einem Rechner im Lesesaal eingesehen werden können.

Verwendete Quellen:

• Webseite der Bauer Media Group
• Felix Geisler, Lena Mauk: Pflicht oder Kür? Die Sammlung von Netzpublikationen an der Badischen Landesbibliothek im regionalen und nationalen Kontext – ein Werkstattbericht. In: Bibliotheksdienst 56 (2022) 12, S. 699–715. DOI: https://doi.org/10.1515/bd-2022-0114
• Gesetz über die Ablieferung von Pflichtexemplaren an die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe und die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart vom 3. März 1976  (GBl. S. 216) geänd. durch Art. 1 Nr. 27 AnpassungsG v. 30. 5. 1978 (GBl. S. 286), Art. 5 LOWiBerG v. 6. 6. 1983 (GBl. S. 199), Art. 33 Vierte AnpassungsVO v. 23. 7. 1993 (GBl. S. 533) und Art. 9 HaushaltsstrukturG 2004 v. 17. 2. 2004 (GBl. S. 66) AnpassungsVO v. 12. 2. 2007 (GBl. S. 107). 
• Julia Hiller von Gaertringen: Die meiste Zeit eine Schwachstelle: seit 250 Jahren gibt es ein badisches Pflichtexemplarrecht. In: 250 Jahre ÖFFENTLICH: die Badische Landesbibliothek 1771–2021. Herausgegeben von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen in Verbindung mit Veit Probst, Annika Stello und Ludger Syré. Bretten: Lindemanns GmbH; [Karlsruhe]: Badische Landesbibliothek, 2021, S. 148–191. DOI: https://doi.org/10.57962/regionalia-17880
• Webseite PERRYPEDIA
• Webseite PERRY RHODAN

Für die Abbildungen der PERRY RHODAN-Verlagserzeugnisse gilt das Copyright der PERRY RHODAN by Heinrich Bauer Verlag KG, Hamburg.

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